Das ganze Flugzeug ist eine Riesenherausforderung


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Geschrieben von Werner am 14. Oktober 2025 00:59:56:

Als Antwort auf: Die Käferheizbirne ist ein kruder Batzen. geschrieben von waldi am 12. Oktober 2025 21:04:41:

Moin Waldi,

einfach nur fliegen hätte ich einfacher haben können. Aber die kleine SD-1 hat halt Sex-Appeal, wirkt nicht nur auf mich so. Sie war von Anfang an als Bausatz gedacht und ist natürlich vom Hersteller als komplettes Teil ausprobiert worden. Der Erstflug in Tschechien geschah übrigens mit einem Trabbi-Motor mit 23 PS und seinem Getriebe, festgesetzt auf dem zweiten Gang, soviel ich weiß.

Beruhigend zu wissen, dass die geringe Leistung bereits zum Fliegen ausreicht.

Den VW-Alubatzen will ich gar nicht nachbauen. Sie haben offenbar das Auspuffrohr mit Alu umgossen. Anders kann ich mir diese Form nicht erklären. Die Wärmeleitung von Aluminium ist gut, die Heizbirne wird aber auf dem Blech außen auch heiß, also bei meinem Käfer konnte ich dort nicht anfassen, egal, ob jetzt Luft durchging zum Fahrerraum oder ob die Heizungsklappe zu war.

Bei meinem Schnuckelchen soll ja um den Blechmantel außen noch Isolierung gelegt werden, damit ich sicher gehen kann, dass die Wärme auch für die Heizung zur Verfügung steht und der Motorraum nicht weiter aufgeheizt wird. Wie schon geschrieben, um der Aufheizung beizukommen, würde es reichen, einfach Auspuffbandage um den Pott zu wickeln. Die Auspuffrohre haben sich die meisten Leute bei dem Modell ohnehin mit Bandage isoliert.

Der Auspufftopf hat eine zylindrische Oberfläche von 8 cm Durchmesser x pi x 29 cm Länge, also gerade mal 729 cm². Wenn ich mal 700 cm² ansetze, also 0,07 m² und einen Wärmeübergangskoeffizienten von (hoffentlich) 200 W/m²K ansetze, dann hätte ich bei einer geschätzten Auspufftopftemperatur von (hoffentlich) 300 °C und einer Lufttemperatur von 0°C eine Wärmeleistung von 4200 Watt. Allerdings klappt das nur, wenn auch genügend Luft strömt und in der Realität wird die Heizleistung viel geringer sein, weil ich mir eine aufwändiger Luftführung durch den Mantel nicht werden erlauben können, ohne wieder Menge zu verlieren.

Dazu kommt, dass im Teillast der Motor weniger Abgaswärme produziert und der Auspufftopf logischerweise dann auch nicht so warm wird. Aber wenn ich so eine Käferheizbirne sehe und mich erinnere, dass mit zwei Stück dieser Dinger es im Auto schön warm geworden ist, obwohl die heiße Luft erst durch die Holme geführt wurde, dann habe ich Hoffnung, dass sich da was tut. Immerhin hatte der Käfer die Heizung nur an zwei von vier Auspuffrohren, also nur mit 17 PS beheizt bei allerdings niedrigerer Verdichtung und heißerem Abgas. Mein Winzling hat 35 PS, im Reiseflug etwa 25 PS, also da muß einfach was gehen.

Die ersten Teile für einen Versuchsaufbau habe ich heute zusammen gezimmert, zimmern ist nicht ganz richtig, es sind Pappeteile mit etwas Holz.

Um mal zu verdeutlichen, wie ich das vorhabe, ein paar Bildchen:

1. der Auspufftopf, Blick von vorn

Man sieht die beiden Einführungen der Leitungen von den Zylindern. Das Endrohr ist durchgesteckt und verschweißt. Man sieht oben den kleinen Hubbel verschweißt. Innen hat das Endrohr kleine Schlitze, die als Schalldämpfung gedacht sind. Bei Durchdrehen des Motors hört man ein kräftiges "Blubb", als gäbe es keine Dämpfung, aber wirklich laut ist der Motor nicht. An den Seiten ist der Topf mit Federn aufgehängt.

Auspuff


2. die Heizung, der äußere Mantel transparent dargestellt

Heizung


3. die Heizung ohne Mantel zur Verdeutlichung

Der Fahrtwind bzw. Propellerwind kommt von unten in das Vierkantrohr. Dieses muß leider parallel zum Auspuffrohr schräg nach hinten geführt bleiben, weil woanders kein Platz ist für die Durchführung nach unten ins Freie. In der Endversion wird das Vierkantrohr also noch mit einem etwas besseren Einlaß in Flugrichtung versehen.

Dann geht die Luft einmal um den Auspufftopf herum und wird von den Stegen (in blau dargestellt, ein wenig hin und her geführt. Wenn sie ganz rum ist geht sie hoffentlich schön aufgeheizt in das Vierkantrohr, was zum Cockpit führt.

Hiezung-ohne-Mantel-vorn


4. die Ansicht von hinten

Hiezung-ohne-Mantel-hinten

So soll es mal werden. Und wenn ich das habe, warte ich trockenes Wetter ab, setze ich die Haube auf den Rumpf, schiebe das flügellose Fluggerät nach drau0en und lasse laufen. Wenn dann die Füße schön warm werden, ist das schon ein echter Gewinn. Meist kriecht nämlich die Kälte von unten durch die Füße allmählich nach oben.

Bei Versuchen, den persönlichen Segelflugrekord zu brechen, passiert es immer wieder, dass die Aspiranten abbrechen, denn . . . . . . unter den sonnenbeschienenen Haube ist es in der Regel gar nicht so kalt, aber die Füße werden vergessen. Im Bug sitzt auch noch die Schleppkupplung mit der Betätigung. Da ist der Rumpf auf kleiner Fläche offen. Nicht schlimm, aber da zieht es durch - und in der Höhe auch mal schnell mit -23 °C. Wir hatten einen Vereinskollegen, der sich in dickste Hülle gepackt hat, sich nur langsam bewegt hat um nicht zu schwitzen, sofort eingestiegen ist und los im Flugzeugschlepp. Dann ging es in beste Thermik und sehr schnell auf große Höhe, und dann kam über Funk: "Mist, ich habe die Schuhe vergessen!" Er hatte noch Turnschuhe an. Bei 4500 Metern Höhe hat er abgebrochen, in den Füßen kein Gefühl mehr. Landung ohne Pedaleinsatz, entsprechend unsauber. Wir haben ihn rausgehoben und er konnte nicht stehen, sondern lag im Gras und hat sich mühsam aus dem Thermoanzug befreit. Als die Füße wieder Gefühl kriegten, hat er geschriehen, weil es so weh tat. Aber Erfrierungen hatte er gottseidank noch keine.

Wie auch immer, wenn die Füße warm sind, ist der Rest nicht so wahnsinnig wichtig.

Gruß

Werner

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