Das Kältemittel ist auch auf der Taumelscheibenseite
Geschrieben von Werner am 13. Oktober 2025 22:44:33:
Als Antwort auf: Re: Wieso muß der Wellendichtring nicht dem Druck standhalten ?? geschrieben von Manuel [ER] am 13. Oktober 2025 12:48:37:
Moin Manuel,
danke für den link. Das ist eine schöne Darstellung.
Wenn Du Dir diese Bildchen einmal genau anschaust, da ist nicht der Fluß des Kältemittels gezeigt, sondern die Drücke, also Hochdruck in dunkelgrün = Lieferdruck zum Kondensator, Niederdruck in hellgrün = Saugdruck, also Gas vom Verdampfer, dem eigentlichen Kälteerzeuger. Sodann gibt es noch den Kammerdruck in orange, der irgendwo dazwischen steht und der zum Bewegen der Stellorgans "Schrägstellung Taumelscheibe" dient. Es sind auch Pfeile für die Fließrichtung eingezeichnet. Das Medium ist aber überall Kältemittel.
Schau mal in Deinem Beispiel auf die nächste Seite "Intern geregelte Kompressoren - Hoher Kammerdruck" da ist erklärt, dass durch die Drosselbohrung des Hochdrucksystems die Kammer mit Kältemittel gefüllt wird. Der Druck ist also im Betrieb sogar höher als Saugdruck, weil die Druckdifferenz zum Regeln gebraucht wird.
Auf dem Bild sieht es so aus, als läge die Basis der Taumelscheibe satt am Gehäuse an. Vermutlich wird das aber auch noch mit Wälzlagern, evtl. Schrägrollenlagern geführt o.ä. Wenn das einfach nur flächig gleiten soll, dann ist das Schmiermittel schnell verschwunden. Axialgleitlager sind nicht ohne, die müssen eine gut überlegte Schmiermittelzuführung haben und mehrere Stufen mit Schrägen, wenn daraus eine drehzahltaugliche hydrodynamische Schmierung werden soll. Und außer der axialen Belastung gibt es ja auch eine starke radiale Belastung durch die Umfangskraft auf der Taumelscheibe, die beim Komprimieren am Kolben ensteht.
Wie auch immer, das Kältemittel gelangt jedenfalls - wenn auch evtl. nur über kleine Spalte - bis zum Dichtring, der das ganze nach außen hin abschottet.
Die einzigen extern angetriebenen Verdichter, bei denen das ausgeschlossen ist, sind die Membranverdichter. Die haben in dem Sinn keinen Kolben, sondern eine Membran, die vom Pleuel oder der Hubstange angelenkt wird und sich in einem diskusförmigen Verdichtungsraum hin und her bewegt. Die sind früher vielfach für Flaschenfüll-Anlagen verwendet worden, sind aber teuer und haben nicht die idealen Wirkungsgrade. Für Hochdruckanwendungen werden sie auch von einer Seite mit Öl beaufschlagt, was wiederum hohe Druck der Hydraulik erfordert und ebenfalls wieder abgedichtet werden muß. Meinst wird eine gewisse Menge Lecköl dabei akzeptiert.
Bei intern angetriebenen Verdichtern, also z.B. Kühlschränken, ist das Dichtigkeitsproblem um Größenordnungen geringer. Dafür muß aber der E-Motor mit kaltem Kältemittel gekühlt werden, also mit Sauggas, was für den Kältetechniker eigentlich eine Todsünde bedeutet. Man macht es dennoch und nimmt die Wirkungsgradeinbuße in Kauf.
Im Großkälte-Anlagenbau sind 3% Kältemittelverlust pro Jahr üblich und können nicht reklamiert werden. Bei 20 Tonnen Kältemittelfüllung ist das allerdings auch einfacher zu realsisieren.
Gruß
Werner
- Re: Das Kältemittel ist auch auf der Taumelscheibenseite Schorsch 14.10.2025 18:03 (0)