Kenn ich !


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Werner am 06. Oktober 2023 00:50:56:

Als Antwort auf: SG geschrieben von Henzo am 05. Oktober 2023 20:28:10:

Als Lehrling habe ich an sog. überbetrieblichen Lehrgängen teilgenommen. Einer davon war Gasschweißen, Azetylen und Sauerstoff. Wir sollte Ecknähte aufwärts und Ecknähte abwärts und Flachnähte und Rundnähte (für die Profis) usw. schweißen. Dazu wurden etwa Postkarten große Bleche geschnitten, die dann zusammengeschweißt werden sollten.

Am Ende des Lehrganges bekamen wir vom Leiter jeder 5 Teile in die Hand gedrückt, die wir zusammenschweißen sollten. Das waren zwei Ringe, ein Boden, ein Deckel mit zentrischem Loch und ein kleiner Stutzen, der bereits ein Gewinde trug.

Also zwei Ecknähte, eine Rundnaht für die beiden Ringe, eine kleine Kehlnaht für den durchgesteckten Stutzen. Wenn das kleine Gefäß fertig war, wurde ein Anschluß drauf geschraubt und dann mit Wasser abgedrückt und geprüft auf Dichtigkeit und Druckfestigkeit. Bei meinem Gefäß hatte das Manometer noch gar nichts angezeigt, da spritzte es schon im Takt der Handpumpe aus gleich zwei Nähten. Mein Werk gehörte zu den schlechtesten. Vereinbart war, dass das Töpfchen 10 bar aushalten sollte. Die Ringe waren von einem 2" Rohr, also 60 mm im Außendurchmesser. Damit gab es für die einzelnen Bauteile überhaupt kein Problem mit dem Druck. Es ging halt nur um die Nähte.

Wenn ein Apparat 10 bar aushielt, durfte der Ersteller sagen, dass nun Schluß ist und durfte dann sein Schätzchen mit nach Hause nehmen. Wenn er aber zustimmte weiter zu drücken, dann sollte es für jede 10 bar mehr eine Flasche Bier geben (oder sogar einen Kasten ? Weiß ich nicht mehr) Da gab es dann einige, die 20 bar und sogar 30 bar schafften. Aber einer schoß den Vogel ab, da hat unser Schweißlehrer, der alte Herr Merkenich, von selbst aufgehört. Über 90 bar hielt das Ding !!! Boden und Deckel hatten sich schon durchgewölbt und der Lehrer meinte, solch einen Apparat habe er noch nie gesehen.

Übrigens wurde vor der Druckprobe einmal kurz mit dem Schweißdraht überprüft, ob auch der Stutzen wirklich auf dem Decke mit dem Loch saß. Einige hatten nämlich versucht, einen eigenen Deckel ohne Loch zu nehmen und den Stutzen einfach aufzuschweißen. Dann wäre das die einzige Naht gewesen, die hätte halten müssen.

Mannmann, waren das Zeiten. Das ist fast 50 Jahre her. Aber schweißen habe ich immer noch nicht gelernt. Ich glaube, mir fehlt einfach das Feeling für sowas. Ich brauche Teile, wo ich die Schieblehre dran halten kann.

Gruß

Werner

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]