Pöl aktuell, ein paar Fakten aus 2021


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Heinz am 06. Oktober 2021 10:21:58:

Hi zusammen,
das Forum kreiste ja mal rund um das "Fahren mit Salat-Oel" und immer wieder finden Leute hierher, die das immer noch oder auch neuerdings interessiert.
Deswegen will ich hier ein kurzes Update aus meiner Sicht zum Status quo in Deutschland geben und zur Diskussion stellen sowie dem allgemeinen Lamento des angeblich totbesteuerten Pölens mal ein paar Fakten entgegen setzen:

Ja, auf sämtliche Biokraftstoffe ist erstmal der volle Steuersatz zu zahlen, d.h. 47 cent pro Liter bei PÖL. ABER das ist nicht die genaze Geschichte: Nachhaltige Biokraftstoffe haben einen Nachhaltigkeitsnachweis, dieser gibt die spezifischen CO2-Emissionen an.
Diese ist weniger als 50% vom CO2-Emissionswert von Diesel. Mit dieser Einsparung findet der sog. Treibhausgasquotenhandel (mit der Mineralölindiustrie) statt. Das regelt das Bundesimmissionsschutzgesetz (§ 37) übrigens schon seit 2015!
Seither schwankt zwar der Preis für das CO2-Äquivalent im Quotenhandel, der Preis für das Pöl und der für Diesel natürlich munter und unabhängig vornaneiner, so dass im Saldo mal mehr und mal weniger rauskommt. Im Schnitt über die letzten Jahren ist man mit Pöl (und Quotenhandel) jedoch immer günstiger gefahren als mit Diesel. Die Erlöse aus dem Quotenhandel sind höher als die Steuer! Derzeit wird eine Tonnen CO2-Äquivalent in diesem auf Krafstoffe beschränkten Quotenhandel-System (nicht mit ETS zu verwechseln) mit ca. 400 Eur vergütet. bei Raps spart man ca 2 Tonnen CO2 pro Tonne Öl...

Sogar mit Biodiesel und sogar im Jahr 2020, in dem aufgrund von stark eingebrochenem Kraftstoffabsatz auch der CO2-Preis stark gefallen war, rechnet sich die Nummer.
"Wir verwenden in Ilmenau in 51 unserer 63 Bussen reinen Biodiesel und haben dadurch im Jahr 2021 rund 100.000 Euro gespart. Das funktioniert technisch einwandfrei“, sagte Matthias Höring, Geschäftsführer der IOV Omnibusverkehr GmbH Ilmenau... gesamte Pressemitteilung hier:
http://www.biokraftstoffverband.de/index.php/detail/items/biokraftstoffe-im-kommunalen-lkw-und-busfuhrpark-geld-sparen-und-weitere-vorteile-nutzen.html

Andere Fuhrparks machen das einfach so und ohne Pressemitteilung. Nicht jeder will seine Geschäftspartner und Mitbewerber mit der Nase darauf stoßen, wie er sich eine Wettbewerbsvorteil verschafft.

Inzwischen wird sogar die Umrüstung von Landmaschinen auf Biokraftstoffe wieder gefördert. Nachzulesen in der "Richtlinie zur Förderung der Energieeffizienz und CO2-Einsparung in Landwirtschaft und Gartenbau"
Diese Richtlinie vom 18. September 2020 wurde jetzt am 15.09.2021 geändert und um die Maßnahmen zu Biokraftstoffe ergänzt.
Nchzulesen bei der BLE und konkret im Merkblatt
https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/Projektfoerderung/BuPro_Energieeffizienz/A-Einzelmassnahmen.pdf?__blob=publicationFile&v=3

Ja, früher war alles besser - gefühlt.
Heute ist es vielleicht etwas komplizierter, aber der Charme der Biokraftstoffe inkl. Pöl ist nicht vergangen. Es ist nicht mehr die Alternative im Sinne eines Gegensatzes sondern es ist als Teil der Lösung im System angekommen. Das widerstrebt auch dem Revoluzzergeist in mir, als Systemhure fühle ich mich trotzdem nicht, wenn ich heute Biokraftstoffe fahre (und damit der Mineralölindustrie helfe, ihre Verpflichtungen zu erfüllen).

Im Gegenteil: Auch in der Politik scheint angekommen zu sein, dass das Warten auf technologischen Fortschritt und die dann erst folgende Marktdurchdringung mit diesen neuen Technologien - weltweit! - gegen unser (weltweites) CO2-Budget läuft. Wir haben halt rechnerische nur noch eine gewisse "Freimenge" an CO2, das wir rausblasen können um das 1,5 oder 2° Ziel zu erreichen. Wenn wir nichts ändern, sind wir in 7 Jahren damit durch. Wieviele "neue Techologien" sind dann mit welchem Anteil im Markt - weltweit? Herzlichen Glückwunsch an Deutschland, wenn wir 2045 tatsächlich CO2-neutral sind/wären, aber das Klima macht halt an der Landesgrenze nicht hhalt.

Also brauchen wir v.a. die sofort verfügbaren Lösungen und solchem die kurz und mittelfristig in allen Ländern der Welt einsetzbar sind. Sowohl von der REssourcen her als auch finanziell und sozialverträglich.
Prof Willner hat das im Bundestag schön dargestellt, seine Fähigkeiten in der Lehre scheinen ansatzweise zu fruchten.
https://www.bundestag.de/resource/blob/836168/9ff2a9032a7bf5bd18d61c38c276f3c6/Prof-Dr-Thomas-Willner-HAW-data.pdf


Also, wer Bock hat auf Pölen kann es auch heute tun. Ganz legal und das Pöl ist nicht zwingend teurer als Diesel (inkl. alle Steuern).
Landmaschinen, LKW und Busse machen es sowieso und klar: Mit Common Rail Motoren, uneingeschränkter Dauerhaltbarkeit und so benutzerfreundlich, dass auch unterdurchschnittliches Fahrpersonal damit klar kommt. Das sind professionelle Fuhrparks, da gibt es keine Budgets für Gutmenschentum und Märtyrerei, es geht um jeden Cent und jde Minute.

Ich denke so manchem "schönen" Narrativ hier im Forum kann mal wieder ein Abgleich mit der Welt da draußen nicht schaden, wenn ich in der Diskussion dazu etwas beitragen kann, freut es mich.

Grüße
Heinz



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