FIAT Talento Glühanlage: Funktionsweise und Modifikation
Geschrieben von Sönke am 19. Mai 2003 10:35:37:
FIAT Talento Glühanlage: Funktionsweise und Modifikation
Hallo Freunde,
Am Wochenende bin ich mal wieder zur der Pölbaustelle Fiat Talento gekommen. Mein Freund und ich haben uns der Glühanlage angenommen. Der Talento wird in 1-Tank-Verfahren mit max. 90% Pöl betrieben, dazu waren bisher ein Eckes-WT und dicke Leitungen verlegt. Die nächsten Tage schreibe ich noch etwas zum Einbau eines 2. unbeheizten und umschaltbaren Dieselfilters.
Folgende Ausführungen gelten für den FIAT Talento, Bj. 92, 1,929 l Saugdiesel (Motorenhersteller Fiat), 51 KW.
Das Ziel: Die Verbesserung der Glühanlage.
Nach einer Recherche lt. Henzo hat dieser Fiat serienmäßig 25mm lange Glühkerzen verbaut. Mir ist nicht bekannt, ob die serienmäßigen GK nachglühfähig sind. Eigene grobe Messungen am Auto haben ergeben, daß der Talento ca. 10 sek. nachglüht.
Ich habe aus meinen ersten Versuche noch die guten Bosch Chromium Duratherm in 25mm Ausführung zu hause liegen gehabt. Diese sollten anstatt der bisher verwendeten eingebaut werden. Ob auch die serienmäßigen GK eine lange Glühzeit aushalten weiß ich nicht. Vor einer Anschaffung der (teueren) BOSCH Chromium sollte das vielleicht noch einmal überdacht werden. Nun hatte ich die GK sowieso und waren einfach über. So sind wir auch jeden Fall auf der sicheren Seite.
Das Auswechseln der GK bei diesem Motor ist ein Kinderspiel, man kommt sehr gut an die GK heran, weil die ESP-Konsole relativ tief am Motor angebracht ist.
Die GK nur etwas mehr als handfest anziehen, sonst gehen sie kaputt.1. Schritt: Finden und Öffnen des Relais
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Es befindet sich rechts oberhalb der Batterie an der Seite angeschraubt in einem grauen zigarettenschachtelgroßen Kästchen. Vor dem Abschrauben natürlich die Batterie abklemmen. Es sei erwähnt, daß der Laststrom für die Glühkerzen OHNE Sicherung an die Batterie angeschlossen ist. Gut, dann kann die Sicherung auch nicht kaputtgehen.Das Gehäuse läßt sich relativ leicht öffnen, es ist nicht vergossen, der graue Deckel ist nur mit etwas Dichtungsmaterial an dem Unterteil festgehaftet, nicht geklebt.
Man erkennt, daß das Relais aus sehr einfacher Technik zusammengebaut ist. Nur ein IC (LM324, ein sehr gängiger 4-fach Operationsverstärker), ein kleiner Leistungstransistor zum Schalten der Spulenwicklung des Leistungsrelais, ein paar Widerstände und 4 Kondensatoren, alles in diskreter Technik aufgebaut.Die Funktionsweise
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Nun muß die Funktion des Glührelais näher untersucht werden. Zuerst habe ich mir die Klemmenbelegung aus dem Selbermachbuch herausgesucht(Wenn ich jetzt den Zettel nicht zuhause vergessen hätte,
könnte ich die jetzt angeben, wird nachgereicht)Klemme|Funktion
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__x___| +12V Eingang von der Batterie, Lastkreis, nicht abgesichert!
__x___| geschalteter Lastkreis zu den GK, Ausgang
__x___| +12V Eingang bei Zündung an
__x___| +12V Eingang, solange Anlasser dreht
__x___| +12V Ausgang für Glühkontrolleuchte
__x___| MasseErste staunende Frage: Wie machen die die Glühzeitsteuerung OHNE eine Information der Motortemperatur ?
Antwort: Gar nicht!Es wird KEINE motortemperaturabhängige Glühzeitsteuerung vorgenommen.
Die Ansteuerung der GK funktioniert rein zeitabhängig, nur gesteuert über Widerstands-Kondensator-Zeitglieder.
Man kann also nicht einfach durch Abziehen eines Sensorsteckers die Nachglühzeit verlängern. Man muß einen Eingriff in das Glührelais vornehmen.
Um zu verstehen, wie das Relais im Orginalzustand funktioniert, haben wir in einem fliegendem Meßaufbau verschiedene Messungen gemacht und sind zu folgendem Ergebnis gekomen:
Im Orginalzustand
- geht die Glühkontrolleuchte (GKL) immer nach 5 sek aus.
- glühen die GK max. 23 sec. wenn der Anlasser nicht betätigt wird.
- nach Beendigung des Anlasserdrehens glühen die GK immer 23sec. nach
D.h. die serienmäßige max. Glühzeit beträgt also 23sec fürs Vorglühen + Zeit des Anlasserdrehens + 23 Nachglühen.
Die GKL sagt überhaupt nichts darüber aus, ob nun wirklich Strom an den GK anliegt oder wielange tatsächlich geglüht wird.Wir haben dann an den 4 (Elektrolyt-)Kondensatoren während verschiedener Betriebszustände Spannungsmessungen gemacht. Herausgekommen ist, daß nur ein Kondensator für die Zeitsteuerung des Vorglühen und Nachglühen zuständig ist, nämlich C3 mit 47uF/25V.
Der Kondensator ist gut erreichbar am Rand der Platine untergebracht.Auf dem Bild ist C3 schon ausgelötet.
Und zwar wird dieser Kondensator bei Beginn des Glühvorganges (=Zündschlüsseldrehen) über einen Widerstand von 0 auf max. 9 V aufgeladen. Bei Erreichen dieser Grenze schaltet das Relais aus. Der oben erwähnter 4-fach-OP ist einfach als Schwellwertschalter geschaltet. Innerhalb der Vorglühzeit von 23 sec. setzt die Anlasserbetätigung die Spannung an diesem Kondensator auf 0V zurück und der Aufladevorgang startet von neuem. Deshalb ist die Vorglüh- und Nachglühzeit auch identisch.
Man kann nun darüber streiten, ob es unbedingt notwendig ist, die Vorglühzeit zu verlängern. Nun läuft der Motor im Dieselbetrieb beim Kaltstart im Winter sowieso schon etwas klöterich, so ist das bestimmt nicht vom Nachteil, die Nachglühdauer etwas anzuheben.Die Modifikation
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Wir haben nun verschiedene größere Kondensatorwerte anstatt der serienmäßigen 47uF ausprobiert und sind folgendem Ergebnis gekommen:Wert(uF) | Zeit (sec)
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_____147_| >> 180
_____100_| > 120
______68_| 75
______58_| 30
______47_| 25 (Serie)Nun erkennt man auf Anhieb, daß Kondensatoren zu den nichtlinearen Bauteilen der Elektrotechnik gehören :-) Bei 100 und 147uF haben wir nach der oben angegebenen Zeit aufgehört. Das Lastrelais wurde durch den Spulenstrom doch recht warm, und 10 mal hintereinanderglühen, für einen so hohen Dutycycle ist es wohl nicht gebaut :-)
(Anbei: Die Kontakte des Lastrelais des 72 TKM alten Autos sahen noch aus wie neu!)Wir haben uns für den Wert 68uF/25V entschieden. Dieser Kondensator liegt fast in jeder Bastelkiste herum und ist ansonsten wirklich einfach zu beschaffen. Und der Zeitwert von 1 Minute 15 sek. ist wohl ein guter Kompromiß für alle Betriebeszustände.
Die Modifikation an sich ist schnell geschehen, einfach den Serienkondensator auslöten und den neuen dafür einlöten. Ein Parallelschalten der Kondensatoren ist nicht wirklich sinnvoll, weil auf der Unterseite der Platine kein Platz ist. Solche Frickelei ist auch nicht notwendig, da 68uF nun wirklich ein Standardwert ist
Hier noch einmal ein Bild von der Platinenseite. Der rote Strich kennzeichnet die Minusseite den Kondensators.
Da das Zeitglied für die Anzeige der Glühkontrolleuchte ein ganz anderes ist, verändert sich die Zeitdauer der GKL nicht. Die Bedienung, bzw. der Startvorgang ändert sich überhaupt nicht. Nach Verlöschen der GKL dreht man einfach den Zündschlüssel weiter. Nur im Winter kann man dann vielleicht noch 10 sec länger vorglühen, weil man nun weiß, daß die GKs NACH dem Verlöschen der Lampe weiterglühen.
Man sollte von nun aber daran denken, daß nun bis 75 sec. vorgeglüht wird, falls der Anlasser nicht läuft ! Man kann so sehr schön die Batterie entladen, wenn man öfters "eben" nur mal die Zündung anmacht, um andere elekt. Verbraucher einzuschalten.
So und nun viel Spaß beim Umbauen des Relais.
Praktische Erfahrung beim Startverhalten liegen z.Ztr noch nicht vor, da der Umbau erst gestern erfolgte.
Grüße vom Talentoschrauber
Sönke
- Glühzeitsteuerung ist Temperaturabhängig Michael_P 20.5.2003 19:22 (1)
- Re: Glühzeitsteuerung ist Temperaturabhängig Sönke 21.5.2003 09:26 (0)
- Nachtrag: Die Klemmenbelegung Sönke 20.5.2003 08:40 (0)
- Re: FIAT Talento Glühanlage: Funktionsweise und Modifikation Korando 20.5.2003 00:26 (2)
- Feigling :-) Sönke 20.5.2003 08:36 (1)
- Re: Feigling :-) Korando 20.5.2003 22:31 (0)
- bald auch für Renault Daniel 19.5.2003 15:00 (0)